RHAPSODIEN 001
- Sep 10
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Updated: Oct 8
Kontrapunkte AUGUST 2025 Sarandas Kolumne erzählt musikalische Geschichten aus ihrem Leben. Alltag, aber nicht alltäglich!

Es ist frühmorgens an einem Samstag im August, die Luft ist frisch und riecht nach Sommer und Kuhmist, ich nehme einen tiefen Atemzug – aaaah Zuhause – begrüsse die Hühner in Nachbars Garten und schaue zu wie sie ihre Flügel strecken und suchend die Köpfe drehen. Irgendwie sehen sie so aus wie ich, wenn ich morgens nach einer Party aufwache und meine Sachen zusammensuche – die grossen Erkenntnisse des Lebens.
Während ich also suchend meinen Kopf drehe um meine kleine Musikbox zu finden, irgend eine Playlist reinhaue und meine Bialetti mit Kaffee befülle, registriert mein Körper etwas, was in meinem Verstand noch nicht ganz angekommen zu sein scheint. Ein Bassline, sich langsam aufbauend, vielversprechend, voller Potential. Ein elektronischer Choral und ein Technobass. Einfach, tief, laut.
«Kaffee. Herd. Prioritäten!»
„90er?“ fragt mein Kopf. „Ganz klar!“ antworten meine Schultern, während sie sich auf und ab bewegen, von links nach rechts. Meine Füsse stampfen mit, die Hände versuchen sich noch zu entscheiden, ob sie jetzt den Herd einschalten oder den Schultern folgen sollen –
„Kaffee. Herd. Prioritäten!“ befiehlt mein Hirn. Alles klar!

Ich schaue auf mein Handy und weiss schon ohne zu lesen welcher Song mich in solche Hochstimmung versetzt. Das Cover ist tiefrot. Das rot eines schummrigen Techno-Kellers, mit klebrigem Boden, schlechter Lüftung und enttäuschten Erwartungen. Ein Ort voller Ekstase, wo der Schweiss von vielen zu einer einzigen, dicken Wolke verdunstet. Einheit!
Mir kommen die endlosen Diskussionen mit Freunden in den Sinn. Die ewige Debatte darüber, was „richtige“ Musik ist. Da gibt es die Nerds, für die Musik ein Objekt ist, das gefälligst ganz genau analysiert gehört, dann jene, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, historisch akkurat Auskunft geben zu können, sobald die ersten drei Sekunden eines Songs durch die Hallen hallen (haha!) – jedes Mal enden die Diskussionen in der klassischen Huhn-oder-Ei-Frage: was war zuerst da?
«Was wäre Musik ohne Kontrapunkte?»
Und da bin ich, welche eine eher körperliche Beziehung zur Musik pflegt, die versucht, alle diese vermeintlichen Gegensätze zu einem grossen Bild zu verbinden, indem sie die erhitzten Gemüter auf die Tanzfläche zieht. Denn dort, und nur dort, liegt für mich die Antwort, welche wiederum fragt: Was wäre Musik ohne Kontrapunkte?
„Dark and Long“, das zehnminütige Meisterwerk von Underworld, wummert noch immer aus meiner Box. Alle Elemente welche vorher im Song noch einzeln vorgestellt wurden verschmelzen nun in einem epischen Crescendo. Mein Bauch beginnt zu kribbeln, mein Körper ist ein waberndes, pulsierendes Etwas. Ich erinnere mich an durchtanzte Nächte, an knisternde Luft, an Liebe und Tränen, an geküsste Lippen - ein Gebet an das Leben.
Ich fühle mich wie aufgespannt, der Realität für einen Moment enthoben, riesig und ...
„Meinst du vielleicht kosmisch?“ fragt mein Verstand mit nerdigem Unterton (der Klugscheisser) und ich bin wieder in meiner Küche, bei meiner bullernden Bialetti und mit einem fetten grinsen im Gesicht. Mein Bauch murrt irgendwas von „Spielverderber“, die Füsse stampfen noch ein bisschen weiter und ich strecke meine Flügel – hä?!
LINKS: INSTA SARANDA
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